Young Innovator 2018

Laura Blattner Ph.D.

 
Laura Blattner hat ihre Bachelor- und Masterstudien an der Universität in Oxford (Großbritannien) absolviert. Derzeit arbeitet die Ökonomin an ihrer Doktorarbeit an der Universität Harvard (USA), die sie voraussichtlich 2018 beenden wird. Seit 2015 ist sie Gastwissenschaftlerin an der Portugiesischen Zentralbank. Blattner, deren Forschungsgebiete Finanzökonomik, Unternehmensfinanzierung und Makroökonomik sind, wurde auch schon mit dem Lamfalussy Fellowship der Europäischen Zentralbank ausgezeichnet.

Wie sich Eigenkapitalanforderungen an Banken auf die Produktivität einer Volkswirtschaft auswirken können

Titel der ausgezeichneten Arbeit:
When Losses Turn Into Loans: The Cost of Undercapitalized Banks
(Wenn Verluste zu Krediten werden: Die Kosten von unterkapitalisierten Banken)

Ist die Pflicht zur Eigenkapitalerhöhung an Banken eigentlich immer positiv? Man müsste es meinen. Doch Laura Blattner hat in ihrer ausgezeichneten Arbeit „When Losses Turn Into Loans: The Cost of Undercapitalized Banks“ festgestellt, dass dies nicht immer so sein muss. Die Ökonomin befasst sich am Beispiel Portugals mit den Auswirkungen der Entscheidung der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) im Oktober 2011, die Eigenkapitalanforderungen an diejenigen Banken zu erhöhen, die ein großes beziehungsweise überbewertetes Portfolio an europäischen Staatsanleihen hielten. Die Arbeit kann die Auswirkungen dieser Entscheidung auf die Finanzstabilität und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Portugals detailliert messen – weil Blattner Daten erhebt, die die von der Entscheidung der EBA betroffenen portugiesischen Banken und deren Kreditvergabeverhalten sowie relevante Charakteristika der kreditaufnehmenden Unternehmen erfasst. Die Arbeit veranschaulicht deutlich, dass die von den gestiegenen Eigenkapitalanforderungen betroffenen portugiesischen Banken ihre Gesamtkreditvergabe reduzierten und zugleich ihre Kreditvergabe zugunsten von Unternehmen umschichteten, deren Kreditausfälle nicht in der entstandenen Höhe erfasst worden waren. Die Banken taten dies im Versuch, den Zusammenbruch dieser Unternehmen hinauszuzögern beziehungsweise zu vermeiden, und, da sie den Ausgleich von weiteren Kreditausfällen durch ein Bankenhilfspaket erwarteten, somit zusätzliche Risiken eingehen konnten.

Prof. Michael Binder hob bei der Verleihung in seiner Laudatio hervor, dass die Arbeit sowohl die durch die Zunahme der Untererfassung von Kreditausfällen verursachten negativen Auswirkungen der EBA-Entscheidung auf die Finanzstabilität in Portugal dokumentiere, als auch, dass Portugal in Folge der EBA-Entscheidung eine gesamtwirtschaftliche Produktivitätseinbuße von mehr als vier Prozent zu verzeichnen hatte. Diese Ergebnisse würden darstellen, wie wichtig es sei, bei der Erhöhung von Eigenkapitalanforderungen an Banken zukünftig dafür Sorge zu tragen, dass diese das Eigenkapital per se erhöhen würden.