Vordenker 2019

Prof. Dr. Bassam Tibi

 
Bassam Tibi ist ein deutscher Politikwissenschaftler syrischer Herkunft. Geboren wurde er 1944 in Damaskus. Nach dem Abitur 1962 zog es den 18-jährigen in die gesellschaftliche Freiheit des Westens, nach Deutschland, wo er in Frankfurt Sozialwissenschaft, Philosophie und Geschichte studierte.

Mit 28 Jahren wurde Bassam Tibi in Göttingen zum „Professor für Internationale Beziehungen“ berufen. Seine fast 40-jährige akademische Laufbahn führte ihn auf alle fünf Kontinente: Er lehrte und forschte unter anderem an den Universitäten Harvard, Cornell, Berkeley und Yale sowie in Dakar, Yaoundé, Khartum, Jakarta, Singapur und zuletzt, 2016, an der American University of Cairo. Der Kosmopolit entschied sich aber bereits 1976 für die deutsche Staatsbürgerschaft.

Dem Autor zahlreicher Bücher und Publikationen wurde 1995 von Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen, für seine Förderung eines besseren Verständnisses des Islams und für seine Vermittlung zwischen den Kulturen.

Ein Mann der Verständigung

Wer mit sechs Jahren den Koran vollständig auswendig gelernt hat, der weiß wovon er spricht, wenn er frühzeitig vor den Gefahren der Zuwanderung nicht integrationswilliger Muslime warnt. Als Experte für die arabische Welt und den politischen Islam, hat Prof. Dr. Bassam Tibi als einer der ersten zu diesem Thema geforscht und seine Bedenken in Deutschland ausgesprochen. Bereits 2001 befürchtete er, dass Europa ein Sammelwohngebiet ohne eigene Identität zu werden drohe, zu einem Schauplatz ethnischer Konflikte.

Als Antwort auf den islamischen Fundamentalismus führte der deutsche Politologe syrischer Herkunft den Begriff der „europäischen Leitkultur“ ein und entwarf die Vision einer Vereinigung von europäischen Werten mit dem Islam – eines modernen Euro-Islams.

„Er hat schon vor Jahrzehnten auf anstehende Probleme hingewiesen und Lösungen vorgedacht“, lobte Prof. Dr. Jürgen Stark, ehemaliger Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank. Für seine vorrausschauenden, wissenschaftlichen Beiträge in der Diskussion um Zuwanderung und Migration und seinem Konzept des modernen Euro-Islams, schlug die zwölfköpfige Jury Prof. Dr. Bassam Tibi einstimmig als „Vordenker 2019“ aus.

Menschen, die neue Wege sehen und gehen.