Young Innovator 2024

Andreas Schaab

Der 1991 geborene Young Innovator Andreas Schaab hat von 2011 bis 2021 an der Harvard University studiert mit den Abschlüssen A.B. in Economics mit Nebenfach Geschichte (Magna Cum Laude) sowie Ph.D. und M.A. in Business Economics. Anschließend war er Postdoctoral Research Fellow an der Columbia Business School, Assistant Professor an der Toulouse School of Economics und Visiting Assistant Professor an der Princeton University. Trotz seiner jungen Jahre hat er bereits mehrere wissenschaftliche Auszeichnungen erhalten; zweimal war er National Champion der U.S. College Fed Challenge. Andreas Schaab hat sich zudem schon durch mehrere vielbeachtete Veröffentlichungen hervorgetan; eine davon wurde sogar als „Best Job Market Paper in Finance Theory“ ausgezeichnet. Forschungsbesuche führten ihn mehrmals zur Bundesbank und zum Internationalen Währungsfonds. Ab Juli 2024 geht er als Assistant Professor an die University of California in Berkeley.

Leitlinien für Zentralbanken im Angesicht von Krisen

Titel der ausgezeichneten Arbeit:
„A Theory of Dynamic Inflation Targets“, gemeinsam mit Christopher Clayton

Zentralbanken haben die Aufgabe, die Inflation zu kontrollieren und damit die Preisstabilität zu gewährleisten. Sollten die Zentralbanken mehr Spielraum bekommen, um diese Zielsetzung anzupassen, und wenn ja in welchem Maße, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen maßgeblich ändern?

Das ausgezeichnete Paper gibt Antworten auf die Frage, wie Zentralbanken ihre Inflationsziele dynamisch an gravierende wirtschaftliche Veränderungen anpassen können und sollten. Angesichts immer neuer „Schwarzer Schwäne“, also unvorhersehbarer Ereignisse, wie der Pandemie, dem Krieg in der Ukraine, den Verwerfungen auf dem Energiesektor oder der zeitweiligen Unpassierbarkeit des Suezkanals mit drastischen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hat die Arbeit der Nachwuchswissenschaftler eine hohe Aktualität.

In dem Paper untersucht Preisträger Andreas Schaab gemeinsam mit Christopher Clayton diese Frage mithilfe eines ausgeklügelten Modells für einen Mechanismus zur dynamischen Anpassung der Inflationsziele, das die beiden Wissenschaftler entwickelt haben. Dieses Modell beruht auf der berechtigten Annahme, dass die Zentralbank in der Regel mehr Informationen über den Zustand der Wirtschaft besitzt als die Regierung. Daher kann sie besser beurteilen, wie das Inflationsziel angepasst werden muss, um ihrer Verpflichtung zur Preisstabilität gerecht zu werden.

Inflationsziele sollten nach einem Regelwerk dynamisch angepasst werden

Das Fazit der Wissenschaftler: Die Zentralbanken sollten ihre Inflationsziele an die makroökonomischen Bedingungen anpassen, aber nicht wie bislang nach freiem Ermessen, sondern einem regelbasierten Anpassungsprozess folgend. „Ebenso wie das Inflationsziel ein Regelwerk für die Zinssetzung darstellt, sollte es ein ähnliches Regelwerk für die Zielanpassung selbst geben“, regt Preisträger Andreas Schaab an.

Einige volkswirtschaftliche Veränderungen seien derart groß und nachhaltig, dass eine gelegentliche Anpassung des Inflationsziel unerlässlich sei. Als gutes Beispiel verweist Andreas Schaab auf die Praxis der kanadischen Zentralbank, ihr Inflationsziel unabhängig von den jeweiligen konkjunkturzyklischen Bedingungen alle fünf Jahre zu überprüfen. „Ein regelbasierter und zeitversetzter Anpassungsprozess stellt sicher, dass die Zentralbank nicht dem Anreiz nachgibt, die Inflationszielanpassung zu nutzen, um ein gewünschtes Inflationsniveau herbeizuführen, das nicht mit dem ursprünglichen Ziel übereinstimmt“, betont Andreas Schaab den praktischen Nutzen seiner wissenschaftlichen Arbeit.